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Saudi Arabien – Roadtrip zu Zweit

kamel

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Saudi Arabien – Ein Roadtrip zu Zweit mit viel Spass, Essen und einer Rettungsaktion

Wir haben so unendlich viel erlebt, dass wir immer wieder sagten, wir hätten zumindest im Auto eine Kamera installieren sollen. Nun glaube ich, war es ganz gut, dass wir das nicht machten, sonst würde dieser Post jegliche Rahmen sprengen 🙂

Dieser Blog enthält einiges mehr an Bildern, als andere. Dies, weil wir in 10 Tagen das halbe Land Saudi Arabien bereist haben und somit viel mehr in kurzer Zeit gesehen und erlebt haben. Viel Spass beim mitreisen!

Warten …

Am 24. Januar um 1.30 Uhr sollte Ursi am Flughafen in Riyadh ankommen. Wir hatten einen Plan für die nächsten 10 Tage. Doch dieser sollte irgendwie nicht eingehalten werden. Sie lief erst um 3.30 Uhr in die Ankunftshalle. Wir waren beide ziemlich k.o. und wollten in der Flughafenmoschee für ein paar Stunden schlafen. Doch auch dieser Plan wollte nicht, denn die Moschee war nur ein Teppich, kein geschlossener Raum.

Wir entschieden, das Auto zu mieten, irgendwo auf einen Parkplatz zu fahren und ein paar Stunden zu schlafen. Willkommen in Saudi Arabien. Ich hätte es wissen müssen, denn… planen war in diesem Land schon auf meiner Reise alleine in den seltensten Fällen möglich.

Edge of the World

Nach ein paar Stunden Schlaf, machten wir uns um 09.30 Uhr in der Toilette des Parks frisch und fuhren Richtung „Edge of the World“, mit unserem Hyundai Accent.

Der erste Teil war asphaltierter Highway. Danach wurde die Strasse holpriger, fuhr uns vorbei an Kamelen (wir liiiieben Kamele!) und über grössere Löcher und Steine. Ein Glück, dass Schweizer lernen mit einem Auto zu fahren und nicht nur in ein Auto zu sitzen und Gas zu geben, wie das oft der Fall ist.

Verschiedenste kleinere Gruppen konnten ihren Augen nicht trauen, als sie das kleine Auto und die zwei weissen Frauen sahen. Sie lachten, staunten und nannten uns begeistert „brave women“. Alle anderen hatten grosse SUV‘s und waren mit denen oft schon überfordert auf der Strasse – welche eigentlich mehr ein Pfad war.

Atemberaubende Landschaft

Wir schafften es tatsächlich bis zum Ziel und erreichten den Edge of the World. Ein atemberaubender Ort und definitiv ein must-see! Unsere Zeit war leider sehr beschränkt. Wir machten Frühstück, liefen herum, genossen die Aussicht und die Stille. Auf dem Weg zurück zum Auto, sammelten wir einiges an Abfall zusammen. Plastik und Abfall – zwei Themen, an denen Saudi Arabien bitte unbedingt etwas ändern muss! Das kann man sich nicht vorstellen. Überall, wo man hinschaut, ob in der Wüste, am Strand oder am Strassenrand. Überall Abfall.

Oft gibt es Männer, die den ganzen Tag in der heissen Sonne stehen müssen um den Abfall einzusammeln. Eingepackt von Kopf bis Fuss, um sich vor der Sonne zu schützen. Das klingt ja gut, denkst du jetzt vielleicht. Aber ganz ehrlich, was sind das für Bedingungen für diese Menschen! Die, welche den Abfall wegwerfen, die sollten sich ändern und verstehen, dass sie den Abfall in Eimer schmeissen können.

Zwangspause

Auf dem Rückweg wollten wir etwas zu Essen aus dem Kofferraum nehmen und da mussten wir den nächsten, ausserplanmässigen Stop machen. Unsers 12 Liter Wasserflasche im Kofferraum machte sich selbständig. Irgendwie öffnete sich durch das Gerüttle der Deckel und 10 Liter Wasser waren verteilt im Radkasten, im Kofferraum und fanden den Weg sogar bis hinter den rechten Fahrersitz. Mit einem Mikrofasertuch und einem Stoffbeutel transportierten wir das Wasser langsam nach draussen.

Als das Wasser mehr oder weniger draussen war, mussten wir Richtung Riyadh fahren, denn wir hatten noch einiges vor und es war bereits 17 Uhr. Unterwegs fanden wir glücklicherweise einen Falafel Shop und konnten uns während der Fahrt verpflegen.

falafel-sandwich

Einiges zu tun in Riyadh

Wir waren mega müde, der Tag und die Fahrt waren sehr anstrengend. In Riyadh kauften wir einen Gaskocher und liehen bei der Familie eines Freundes ein paar Wolldecken aus. Im Middle East machen sie gerne Geschenke. So fuhren wir mit 5 Wolldecken und ein paar Rosen los. Die Rosen fanden einen Platz in der Mittelkonsole und sollten uns auf unserem Roadtrip begleiten. Gegen 1 Uhr waren wir im Bett und schliefen die letzte geplante Nacht in einem richtigen Bett.

Los ging unser Trip und die Prayer-Time-Zeit

Am nächsten Morgen fuhren wir Richtung Westen. Wir hatten 700 Kilometer vor uns. Und ich hatte plötzlich eine Raupe auf meinem Schoss 🙂 In der Rose fand sie schnell ein neues Zuhause und wir fuhren weiter, vorbei an faszinierender Sand-Stein-Formationen und Wüste. Um 12.30 Uhr sahen wir einen Supermarkt und wollten uns eindecken. Es war Freitag. 12.30 Uhr. Und alles geschlossen. Freitag ist der „Sonntag“ in islamischen Ländern und das Mittagsgebet das wichtigste Gebet.

Damit wir keine Zeit verloren, setzten wir uns auf den Boden und packten unser Essen aus. Wir bereiteten unser, oder bis dahin eher mein, Standard-Frühstück zu. Haferflocken, Banane, Wasser, Chia Samen, Erdnussbutter, Feigen und Apfel. Zum Nachtisch gab es noch „Date Molasses“ (Dattelsirup gemischt mit Tahina, gegessen mit Brot), eine Spezialität aus dem Norden Jordaniens und…. Ich war süchtig!

Verschiedene Securities kamen vorbei und schauten verwundert, was wir da machten. Die Sprachbarriere liess nicht mehr zu als Salam und ein Lachen. Zwei Frauen, alleine und nicht verhüllt, verständlich, dass die Jungs da etwas verwirrt waren.

Ankunft in der Dunkelheit

Eine Stunde später konnten wir einkaufen und weiterfahren. Um 17.50 Uhr ging die Sonne unter und wir waren noch nicht am Ziel. Das war ein langer Tag. Um 19 Uhr erreichten wir den Parkplatz beim Al Waba Crater. Es war stockdunkel und ich fand es etwas unheimlich. Ein Securitas kam raus und wir konnten ihm erklären, dass wir hier im Auto schlafen und morgen den Crater ansehen wollen. Alles war gut.

Wir packten den Gaskocher aus und Ursi kannte sich damit zum Glück aus. Wir kochten Tee, Süsskartoffeln und Gemüse. Es war kalt und windig um 21.20 Uhr richteten wir zum ersten Mal unsere Betten ein und schliefen bis 6 Uhr.

Ah nein, nicht ganz. Irgendwann in der Nacht fuhr ein Auto hin mit zwei Jungs drin. Sie wollten uns einen „richtigen“ Schlafplatz anbieten. Nach mehrmaligem Ablehnen waren wir froh, dass sie uns in Ruhe liessen und wir weiterschlafen konnten.

Al Waba Crater

Um 6 Uhr wachten wir auf und… es war super kalt (5°C) ! Ich hatte eine Decke um mich gewickelt und wir liefen zum Vulkan-Krater. Er war nur etwa 50 Meter vom Auto entfernt. Ein schönes Naturkunstwerk. Ursi wollte unbedingt noch die Sonne mehr aufgehen sehen und so wartete ich natürlich, obwohl ich fast erfror 🙂

Auf dem Weg zurück zum Auto sahen wir eine Hundefamilie. Sie spielten mit dem Müll und Plastik und hatten Spass. Irgendwann war da ein Geräusch und der Hund-Vater weg. Er stürzte in einen Schacht! Wir rannten hin und herum, um den Security zu finden. Irgendwann sahen wir ihn und erklärten mit Händen, Füssen und „wuff wuff, booom!!“, was passierte. Wir rannten alle zum Schacht, von dem ein Kläranlage-Gestank hochkam.

Hunde-Rettungsaktion

Mit GoogleTranslate verständigten wir uns kurz und er rannte zum Haus und brachte eine Holzleiter. Die passte aber nicht durch das Loch, also musste er 2 Tritte rausmachen und die Leiter ging rein. Nun machte der Mann etwas, was wir beide kaum glauben konnten. Er stieg in das Loch hinunter. Ich überlegte, ob ich ins nächste Dorf rasen und Polizei oder Feuerwehr holen sollte…. Doch… das gab es da mit ziemlicher Sicherheit nicht. Um den Hund zu retten, war das die einzige Möglichkeit.

Wir hatten nicht wirklich ein gutes Gefühl und hofften einfach, dass der Mann da wieder heil hochkam. „Bismilla“, sagte er, als er hinunterstieg. Da wussten wir, es konnte nicht mehr viel schief gehen, denn das bedeutet „in Gottes Namen“ und das sagen sie immer.

Kurze Zeit später kam er wieder hoch und sagte, dass noch ein zweiter Hund unten war. Wir wussten nicht, wie wir die Hunde hochbringen konnten. Er rannte zu seinem Haus und kam mit einem Plastik-Strick und einem anderen Strick zurück und stieg wieder runter.

Irgendwann hörten wir „YALLA! YALLA! YALLA!!!!“ und realisierten, dass der Hund am Strick hing (um den Hals). Wir zogen ihn hoch und wollten ihn vom Strick befreien. Der Hund war aber so in Panik, dass er davonrannte.

Für den kleinen Hund zog ich meine Abaya aus und dachte, er könne ihn da reinpacken. Die Idee nahm er, es schien aber nicht funktioniert zu haben. Auch der Kleine wurde dann am Strick hochgezogen. Der war noch viel mehr verängstigt und riss sich mit dem Strick um den Kopf vom Rest des Stricks los und rannte davon.

Zum Glück ging alles gut

Als auch der Mann wieder draussen war, waren wir beruhigt. Und ich erreichte endlich einen Freund, der übersetzen konnte. Wir machten uns Sorgen, dass der Mann keine anständige Duschmöglichkeit hatte und wollten wissen, ob wir ihn irgendwo hinbringen konnten. Duschen konnte er, aber er kam gerne mit uns ins nächste Dorf. Aiiii was für ein Morgen. Es war mittlerweile 9.30 Uhr und wir hatten schon 2-3 Stunden Verspätung. Aber zwei Leben mitgerettet. Da war alles andere nicht mehr so wichtig.

Taif

Kurzer Stop in Taif

Für uns ging es weiter nach Taif. Ich war da schon mal und wusste, wo wir uns frisch machen konnten. Bei dem Park, bei dem ich die erste Nacht verbrachte, als ich meinen Solo-Roadtrip startete. Danach wollte ich Ursi den Souk zeigen, er gefiel mir sehr. Nur…. Es war wieder nach dem Mittag und…. Alles geschlossen. Wir kauften Miswak und Datteln und fuhren Richtung Jeddah.

Taif

Jeddah – Al Balad

Um 16 Uhr erreichten wir Al Balad, die Altstadt in Jeddah. Eine wunderschöne Gegend mit schönen alten Häusern. Natürlich war wieder Prayer Time und alles geschlossen. Wir liefen herum, machten Fotos, spielten Touristenattraktion und fuhren dann nördlich, wo wir Abayas kaufen wollten.

Abaya Shopping

Auf den ersten Blick war das gar nicht so einfach. Doch dann, plötzlich zeigten sie sich. Die hübschen Abayas.

Der Vorteil an Jeddah (an der Westküste) ist, dass die Menschen offner und internationaler sind, mehr Frauen ihr Gesicht zeigen und auch die Kleidung ist farbiger. Deshalb war das die einzige Stadt, in der wir Abayas finden konnten, die unserem Geschmack entsprachen. Es ist nicht Pflicht in Saudi Arabien, eine Abaya zu tragen. Darüber hatte ich hier (Link) schon geschrieben. Wir haben uns freiwillig dazu entschlossen, weil wir sie schön finden.

blue-abaya-jeddah

Am Abend trafen wir einen der Coast Guards, den ich auf meinem Solo-Roadtrip kennengelernt hatte. Wir trafen uns in einem arabischen Restaurant, assen Hummus, Tabouleh und Falafel. Die Familie richtete uns zwei Matratzen im Wohnzimmer und wir durften da schlafen.

Speed Sightseeing und zweite Abaya

Am nächsten Tag fuhren wir um 8 Uhr los, es gab noch ein paar Sachen, die ich Ursi zeigen wolle. Und: wir wollten uns noch eine zweite Abaya kaufen! Die zweite kauften wir bei „Nova For Abayat; New Souk Al-Shathi, Shop No. (279-283)„. Wenn ich da wohnen würde, würde ich mich mit verschiedenen Abayas eindecken.

Wir schauten uns die Waterfront, verschiedene Moscheen und das Abdul Raouf Khalil Museum von aussen an. Im Brew 92 gönnten wir uns einen leckeren coldbrew Kaffee und fuhren dann Richtung Thuwal. Da war ich auch schon mal und wir stoppten bei der Moschee. Es war die erste Moschee die Ursi sah und betritt.

Manchmal ist für mich alles so normal, dass ich gar nicht daran denke, dass das für jemand anders ganz was Neues sein kann. Wir machten einige Fotos, gingen rein und assen draussen unser Mittagessen.

Thuwal

Die Bilder vom Betraum sind vom Raum der Männer. In Moscheen sind die Frauen und Männer getrennt. Wie oft, ist der Raum für die Frauen nebenan und nichts spezielles. Deshalb hier die Fotos vom Raum für die Männer, denn dieser ist schöner.

Schnorcheln in Rabigh

Danach fuhren wir weiter nach Rabigh. Ich wusste, wo wir da Schnorcheln konnten. Jedenfalls dachte ich, dass ich es wusste. In der Nähe der Coast Guards, aber die Bojen waren irgendwie nicht zu sehen. Wir parkierten, statteten uns mit dem Schnorchel-Equipment aus und wollten Richtung Meer laufen. Ursi bemerkte schnell, dass wir uns bereits auf dem Korallenriff befanden. Das begann nach dem Sand am Strand und war nicht oder nur ein paar Zentimeter mit Wasser bedeckt. Wir versuchten vorsichtig zu sein und zum tieferen Wasser zu laufen.

Auf dem Weg staunten wir, was wir da alles schon zu sehen bekamen. Seesterne, Muscheln und einiges mehr. Ins tiefe Wasser schafften wir es leider nicht, denn es war sehr windig und hatte viele Wellen. Das wäre bestimmt ein Traum gewesen! Hier muss ich auf jeden Fall nochmal her kommen.

Wie letztes Mal, fuhren wir den Strand entlang und suchten uns einen Schlafplatz. Nach dem schönen Sonnenuntergang assen wir und schliefen dann ziemlich bald, nachdem wir einen Blick in die Rose warfen und schauten, ob die Raupe noch da war. Das war sie. Und ziemlich fleissig die Rose am essen und am … kacken 🙂

Frisch machen in Yanbu

Am nächsten Morgen fuhren wir nach Yanbu, zum Parkplatz, wo ich letztes Mal geschlafen hatte. Ich wusste, dass es da ein schönes und sogar gewärmtes WC hatte. Wir entschieden, da zu duschen und unsere Kleider zu waschen. Geduscht hatten wir in einer Toilette mit dem Schlauch und die Haare hatte ich draussen gewaschen, dort wo sich die Frauen vor dem Beten die Arme, Beine und das Gesicht waschen. Ging ganz gut. Unsere Kleider waschten wir im Lavabo und das Auto funktionierten wir neben einem Schlafzimmer und der Küche, nun auch noch zu einem Trocknungsraum um.

frisch-machen

Unser nächstes Ziel war Al Ula. Vorbei an Wüste, schöner Landschaft, Eseln und Kamelen erreichten wir erst nach dem Sonnenuntergang die Stadt Al Ula. Das war natürlich nicht so geplant, aber das hatten wir schon mal.

Al Ula

Wir suchten eine Frauen-Toilette. Ziemlich erfolglos. Ein Auto mit ein paar Jungs fuhren uns hilfsbereit voraus und wir folgten ihnen. Sie zeigten uns ein Restaurant, wo wir die Toilette benutzen konnten. Danach fanden wir ein Restaurant in dem wir unendlich lange auf zwei kleine Portionen Salat und Babaganuj warteten.

Zum schlafen parkierten wir das Auto in einem Wohngebiet unter einem Baum. Natürlich entging es den Nachbarn nicht, dass wir da schlafen wollten. Sie luden uns ein, meinten wir könnten bei ihnen schlafen und schenkten uns zwei frische Zitronen aus dem Garten. Wir schliefen dann trotzdem im Auto. Vorher wurden wir aber aufgefordert, die Frau und Kinder im anderen Auto zu bestaunen. Danach waren wir wohl wieder einmal mehr das Gesprächsthema in der Familie.

Am Morgen fanden wir eine Moschee und benutzten das Wasser um uns frisch zu machen. Es war die Toilette für die Frauen. Doch wir waren die einzigen Frauen. Alles andere waren Männer … Bestimmt sorgten wir für viele Fragen in den Köpfen.

UNESCO Weltkulturerbe

Später wollten wir uns das Gebiet um Al Ula auf eigene Faust entdecken. Doch schnell wurden wir informiert, dass dies nicht möglich sei. Das Gebiet sei UNESCO-Weltkulturerbe und man könne nur mit dem Bus und mit Guides herumfahren. Schon wieder konnten wir unserem Plan nicht folgen. Denn dieser wäre gewesen, 3 Tage alleine irgendwo zu bleiben. Irgendwo in der Wüste. Nun war es Mittag und wir mussten uns schnell entscheiden, was wir machen wollten.

Organisierte Tour

Eine Stunde hatten wir Zeit, auf dem Parkplatz etwas zu kochen. Dann fuhr der Bus Richtung Medain Saleh. Zu dem Teil, den wir unbedingt sehen wollten. Also hiess es, schnell kochen, schnell essen und in den Bus steigen. Nach 3 Stunden hätten wir zurück sein sollen. Es wurden dann 5. Habe ich schon erwähnt, dass planen in Saudi Arabien nicht möglich ist?

Die ganze Tour war typisch Saudi. Zu viel. Zu viele Menschen die sagen, wo wir durchlaufen mussten. Einer gab uns Datteln, ein anderer arabischen Kaffee (was ist arabischer Kaffee?). Verschiedene Menschen waren irgendwie Guides. Oder nicht. Wir waren verwirrt, aber bekamen immer wieder Informationen vom Hauptguide.

Die Tour ging los und zeigte uns einige alte Felsengräber die aus dem ersten Jahrhundert vor Christus stammen. Es handelt sich um die antike Stadt Hegra, eine Handelsmetropole, die von den Nabatäern und den Thamu bewohnt wurde. Der Ort liegt an einer alten Handelsroute der Nabatäer und verfügt über ein Wasserreservoir bei der alten Karawanserei. Medain Saleh war die zweitgrösste Stadt nach Petra, welches die Hauptstadt war und in Jordanien liegt.

2008 wurde Medain Saleh von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet. (Wikipedia)

Saudis lieben die Schweiz

Wir sahen faszinierende Bauten und atemberaubende Landschaft. Ich finde Sand und Wüste mega faszinierend. Mit uns war auch noch eine Gruppe Saudis. Irgendwann kamen wir etwas ins Gespräch resp. der eine Guide übersetzte für uns. Ursi und eine Frau, die den Niqab trug, stellten zudem fest, dass sie beide ein Muttermal beim Auge hatten. Das war total lustig.

Wir hatten es eh gut mit denen. Denn als sie hörten, dass wir aus der Schweiz sind, blühten sie auf. „Wir lieben die Schweiz! Jedes Jahr fliegen wir nach Genf. Die Menschen sind so freundlich und ruhig!“. Unser Guide meinte dann mit einem schelmischen Grinsen, dass wir demnach keine Schweizerinnen sein können, da wir ja nicht ruhig waren 🙂

Sonnenuntergang und kein Schlafplatz

Fünf Stunden später waren wir zurück beim Auto, die Sonne ging unter und wir wussten noch nicht wo schlafen. Wir wollten den Elephant Rock noch sehen und dachten, dass wir da bestimmt einen Ort finden würden. Rund um den Elephant Rock war jedoch alles abgesperrt. Drin gab es ein Restaurant und fancy Autos. Nicht was wir mögen.

elephant-rock

Nach einem Foto versuchten wir etwas raus zu fahren. Bis ich dachte, dass ich uns erfolgreich im Sand vergraben hatte. Zum Glück kamen wir raus, aber wo wir schlafen sollten… keine Ahnung.

Die drei Tage in der Wüste sollten irgendwie nicht sein. Warum auch immer. Vielleicht finden wir den Grund noch raus. Bisher hatte aber alles nicht darauf hingedeutet. Wir entschieden, dass wir Richtung Riyadh fahren. Denn das waren auch noch einige hundert Kilometer. Wenn wir einen Platz finden, dann können wir jederzeit anhalten, aber einfach jetzt wieder eine Nacht zu verschwenden, fanden wir beide doof.

Um 21 Uhr hielten wir in einem kleinen Dorf an. Also wir dachten es sei ein Dorf. Wir parkierten irgendwo wo nichts war und waren uns sicher, dass die Moschee mit dem Prayer Call uns am Morgen aufwecken würde. Um 6 Uhr wachten wir auf. Es war aaaarschkalt mit 2 Grad. Die Moschee weckte uns nicht (der Prayer Call wäre nach 5 Uhr gewesen) und das Dorf sah auch eher wie ein Geisterdorf aus.

Frühstücken am Highway

Da es in dem Dorf nichts gab, fuhren wir los. Mittlerweile war es 11 Uhr und wir hatten Hunger. Wir fuhren neben den Highway und parkten 50 bis 100 Meter daneben. Auf unserer Matte machten wir es uns bequem. Wir hatten ziemlich viel Spass bei der Zubereitung des Frühstücks und dem Spucken von Kernen. Die Sonne war bereits sehr intensiv.

Nach dem Frühstück fuhren wir weiter. Wohin? Keine Ahnung. Wir wollten immer noch in die Wüste…

Vulkane und Kamele

Auf dem Weg sahen wir auf der Karte, dass es einen Vulkan gab. Also fuhren wir in diese Richtung und waren gespannt, was wir sehen würden. Irgendwann wollten wir nicht weiterfahren, weil weit und breit nichts war und der Sand immer weicher wurde. Wir stiegen aus und liefen Richtung Vulkan. Dieser blieb irgendwie immer gleich weit weg und wir konnten die Distanz nicht einschätzen. Unser Auto wurde immer kleiner. Als wir am Fusse des Vulkans waren, liefen wir hoch und stellten fest, dass da kein Vulkan war. Naja. Es war trotzdem schön.

Wir setzten uns hin und genossen die Ruhe und die frische Luft. Kurz zogen wir alles aus um die verschwitzten Shirts zu trocknen, doch schnell merkten wir, wie stark die Sonne war. Wir deckten alles, inkl. unser Gesicht ab. Diese Wüstenkleidung mit Kopf-, Gesicht- und Ganzkörperbedeckung macht eben schon Sinn…

Als wir wieder zurück beim Auto waren, kamen einige Kamele in unsere Richtung. Wir wollten sie fotografieren, Selfies machen und natürlich anfassen. Ein Kamel mochte uns und das Auto ganz besonders. Zuerst wollte es die Antenne fressen oder was auch immer der Plan war. Dann dachte ich, es wollte das Auto besteigen. Ursi meinte, es juckte es nur am Bein. Was auch immer.

Jedenfalls folgte es uns um das Auto herum und dann wurde es lustig. Wir mussten beide durch die Fahrer Tür ins Auto rein. Zuerst ich. „Achtung die Blumen in der Mitte! Und warte, meine Abaya!!“, sagte ich zu Ursi und die wollte doch auch nur rein, weil das Kamel kam 🙂 Als wir in Sicherheit waren, mussten wir zuerst mal richtig lachen. Das war echt eine lustige Aktion. Da hatten wir das Kamel.

Ushaiger und Wüste

Weiter ging es Richtung Riyadh. Immer noch keine Wüste. Unglaublich! Bei Ushaiger parkierten wir auf einem Parkplatz, kochten und schliefen da.

Am Morgen früh fuhren wir zur Moschee und hofften, am letzten Tag doch bitte noch Wüste zu finden. Wir machten uns frisch, schauten uns das Heritage Village an. Ein altes Dorf. Davon hatte ich einige in Saudi Arabien gesehen, aber selten konnte ich rein und sie anschauen. Ushaiger war wunderschön und ein grosser Teil restauriert.

Ursi fand später auf der Karte einen Teil, wo es nach Strasse und dahinter Wüste aussah.

Zu verlieren hatten wir nichts und wir fuhren da hin. Und tatsächlich! Hinter einem Haus gingen Sanddünen hoch. Wir parkierten. Es war 9.30 Uhr und wir trugen Essen und Trinken für den ganzen Tag hoch. Da waren wir also. Endlich in der Wüste! Zwar nur für einen Tag, aber immerhin. Wir kochten und machten einen Mittagsschlaf. Zum Glück war alles eingedeckt, denn die Sonne war so stark, dass ich nach einer Stunde einen richtigen Abdruck von der Sonne am Fuss hatte, denn er war als einziger nicht zugedeckt.

Wir hatten die Wüste unterschätzt

Wir hatten unglaublich viel gegessen und getrunken. Irgendwie konnten wir die Wüstenverhältnisse wohl nicht so richtig einschätzen. Bei drei Tagen in der Wüste wären wir wahrscheinlich verbrannt oder dehydriert. Drei Tage Wüste müssen geplant sein. Ein anderes Auto, Zelt und ein Vielfaches an Wasser müssten dabei sein! Das war wohl der Grund, dass der Plan uns nicht in die Wüste führte.

Ruhe und Weite

Den Tag genossen wir jedoch sehr. Die Weite und die Ruhe, nur wir zwei und von Zeit zu Zeit ein Auto, das Spass hatte, im Sand zu fahren. Die Wüste in Saudi Arabien bietet zum Glück genügend Platz für alle.

Zurück in Riyadh – wo ist die Raupe?

Nach dem Sonnenuntergang fuhren wir Richtung Riyadh und schliefen bei einem Park. Am Morgen räumten wir das Auto etwas auf, wollten die Raupe wieder in die Freiheit lassen und die Blumen entsorgen. Die Raupe war aber nicht mehr da und wir waren etwas traurig. Denn das letzte Mal, als wir sie sahen, war sie etwa doppelt so gross, vollgefressen und die Rosen voller Kacke. Nun, so war es aber. Ciao Raupe.

King Abdullah Financial District

Wir machten noch ein letztes Mal Frühstück, schauten uns das Financial District und die Moschee an, tranken einen Kaffee, packten im schönen, neuen und sauberen Parkhaus alle unsere Sachen aus und in die Rucksäcke.

Übrigens… als wir in der Moschee auf der Toilette waren spürte ich plötzlich einen Zwick, wie eine Nadel, in meinem Schulternblatt. Wir dachten uns nicht viel dabei. Doch beim zweiten Mal wollte ich sicher sein, dass da kein Tier in meinem Shirt ist. Ursi schaute nach und lachte. Es war die Raupe! Keine Ahnung wie die in mein T-Shirt kam, aber sie musste hungrig gewesen sein 🙂

Veganes Essen bis wir platzten

Danach gönnten wir uns im Restaurant WabiSabi (Link) alles was uns anmachte. Zwei Smoothies, einen Quinoa Salat, Falafel Wraps, einen Burger, Süsskartoffel-Pommes, zwei Kuchen und zwei Smoothies Togo. Alles vegan und mega lecker!

In Riyadh und Jeddah gibt es einige vegane Restaurants oder Optionen. Jedoch ist vegan in Saudi Arabien noch nicht wirklich verbreitet.

Ursi isst übrigens zu Hause nicht vegan, merkte aber nach dieser Woche, dass es ihr gut tat und ergänzte die Ernährung zu Hause um ein paar Lebensmittel. Als ihre Kinder die Bilder von unseren Frühstückstellern sahen, wollten sie auch so frühstücken. Cool oder!? Lese hier wie vegan ganz einfach geht!

Riyadh’s Altstadt

Zum Schluss zeigte ich ihr noch das ursprüngliche Zentrum, von wo aus Riyadh und Saudi Arabien in den letzten Jahren enorm gewachsen sind. Bis wir das fanden verging etwas Zeit, meine Orientierung liess mich im Stich.

Wir schauten uns das Al Masmak Palace Museum an, trafen Österreicher und einige Saudis und hatten es lustig. Danach liefen wir durch den Souk. Die Shops öffneten langsam die Tore. Wir kriegten sogar Geschenke (bakhoor) aus einer Auktion. Es war lustig die Männer zu beobachten und plötzlich einmal drückte uns einer etwas in die Hand.

In einem Antiquitätenladen bekamen wir Kaffee und unterhielten uns mit dem Inhaber.

Verabschiedung

Danach fuhren wir zurück zur Familie um uns zu verabschieden und die Wolldecken zurück zu bringen. Und alles, was wir nicht mehr benötigten. Kaum waren wir da, wurden wir schon beschenkt mit zwei farbigen Kleidern. Nach Kaffee, kurzem Austausch und Fotos verabschiedeten wir uns und fuhren zum Flughafen.

Wir wollten früh am Flughafen sein, da unsere Flieger um 2 Uhr Richtung Schweiz und meiner in den Oman flogen. In Muscat hatte ich direkt nach Ankunft um 8 Uhr ein Auto gemietet und wollte am Flughafen in Riyadh deshalb schlafen. Viel schlafen konnten wir aber irgendwie nicht.

Salam!

Ein intensiver, seeeehr lustiger 10-tägiger Roadtrip war nun zu Ende. Danke Ursi für diese tolle Zeit! Danke Saudi Arabien für die unvergesslichen Eindrücke! Salam und bis bald, inshallah!

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