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Start im Osten
Hier ist er nun also, mein erster Reisebericht meiner Weltreise, in dem ich gerne meine Erlebnisse mit dir teilen möchte.
Eines vorweg: Es ist nicht mein Ziel, möglichst schnell möglichst viel zu sehen. Im ersten Monat war zwar einiges los, in Zukunft will ich jedoch auf der Welt leben und mich treiben lassen. Mir ist wichtig, dass ich genügend Zeit für mich habe und Zeit mit Menschen verbringen kann. Was ich im Übrigen sehr schätze ist, dass ich nur noch einen Wecker stellen muss wenn ich einen Bus, Zug oder Flieger früh morgens erwischen muss. Was ich natürlich zu vermeiden versuche. Ansonsten lege ich mich ins Bett, wenn ich müde bin und erwache, wenn ich ausgeschlafen bin. Das ist einfach nur herrlich und pure Lebensqualität!
Wie bereits im Beitrag „Von der Idee zum Plan“ erwähnt, sah meine geplante Route beim Start meiner Weltreise, am Freitag, 1. September 2017, wie folgt aus:
Zürich – Ljubljana – Ungarn – Serbien – Bosnien – Georgien – Aserbaidschan – Iran
Ungefähr 2 Stunden vor der Abreise sass ich, leicht nervös und genervt, bei meiner Freundin zu Hause und versuchte meinen Rucksack zu packen. Unfassbar, das Ding wollte sich einfach nicht schliessen lassen. In den vergangenen Wochen hatte ich den Rucksack schon mehrmals ein- und ausgepackt. Leider hatte ich aber auch das eine und andere Mal den Gedanken, dass ich dieses und jenes vielleicht doch einmal brauchen werde. Wer hätte es gedacht, am Ende war dann tatsächlich das eine und andere zu viel. Meine Freundin hatte bereits eine Papiertüte im Zimmer stehen mit Dingen, die ich nicht mehr einstellen und nicht mitnehmen konnte. Nach meiner Abreise war die Tüte dann noch etwas voller.
Als eine andere Freundin mit ihrem Partner vor einem Jahr ihre Weltreise antrat und sich in einem „Pack-Dilemma“ befand, konnte ich das nicht nachvollziehen und gab ihr wertvolle Packtipps. Diese hätte ich mir diese besser für mich aufgespart. Ihr Kommentar zu meinem Foto mit dem gepackten Rucksack war: „Du siehst aus wie ein Lastesel.“
Um 10.40 Uhr hatte sich der Lastesel am Hauptbahnhof Zürich von einer letzten Freundin verabschiedet und in den Zug gesetzt. Nun startete also mein grosses Abenteuer!
Am Vorabend fand mein Abschiedsfest statt. Es war ein wirklich toller letzter Abend. Ich habe mich sehr gefreut, dass so viele liebe Freunde vorbeikamen. Ich war überwältigt von den Geschenken, Karten, Briefen und den lieben Worten. Als ich alleine im Zug sass und Zeit hatte, alles nochmal revuepassieren zu lassen, wurde mir das alles erst richtig bewusst und es folgten einige sehr emotionale Stunden. Aber ich denke, das ist normal und auch schön. Vielen Dank nochmal an euch alle!
Ein Wochenende in Ljubljana
Mein ursprünglicher Start sollte ein Techno-Wochenende in Ljubljana sein. Statt Techno gab es die erste Taxi-Abzocke (der Lastesel mutete sich keinen 20-minütigen Spaziergang zu), Regen und ein sehr ruhiges Wochenende. Das war nicht weiter schlimm, denn ich habe die Tage in Ljubljana sehr genossen. Es war mein zweiter Aufenthalt in der Stadt. Sie ist klein und überschaubar, aber wunderschön. Auf dem Markt hatte ich mich mit frischem Obst und Gemüse eingedeckt und mir leckere Mahlzeiten im Hostel zubereitet. Viele Hostels haben Küchen die benutzt werden dürfen.
Das Hostel lag etwas ausserhalb der Stadt, war aber, ohne schwere Last, gut zu Fuss erreichbar. Am Freitag Abend machte ich mich auf den Weg zum Meltekova, dem autonomen kulturellen Zentrum in der Nähe des Bahnhofs. Es gab verschiedene Gebäude mit Bars und Clubs. Als es plötzlich zu regnen anfing, setzte ich mich in eine Bar. Als mein Bier fast leer war, hörte es auf und ich dachte, dass ich nun besser nach Hause gehe. Auf halbem Weg begann es wie aus Eimern zu schütten. Zwar trug ich meine Regenjacke, aber bei dem starkem Regen wurde alles andere trotzdem nass. Trotz dem Versuch, dem Regen davon zu rennen, waren meine Hosen und Schuhe bereits nach einer Minute komplett durchnässt.
An den weiteren zwei Tagen machte ich nicht viel. Flanieren, Essen und eine Free Walking Tour waren meine Hauptbeschäftigungen. Die Tour führte während rund 2 Stunden, zu Fuss, durch die Stadt und der Tour-Guide erzählte einiges über Ljubljana. Gemäss verschiedenen Aussagen fand an diesem Wochenende keine Technoparty statt. Naja. Wie heisst es doch so schön? Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.
Zu Besuch in der ungarischen Hauptstadt Budapest
Kurz nach 9 Uhr am Montagmorgen fuhr der Zug nach Budapest. Ich hatte Glück und konnte ein Sparticket für 9 Euro kaufen für die fast 9-stündige Fahrt. Die Fahrt war sehr kurzweilig, weil ich bald nette Gesellschaft bekam. Ein Reisender aus den USA hatte meinen Reiseführer für Osteuropa entdeckt, sich zu mir gesetzt und wir haben uns unterhalten bis nach Budapest.
Budapest war ein schöne, aber für mich fast zu grosse Stadt mit ihren über 2 Millionen Einwohnern. Durch die „General Free Walking Tour“ und die „Kommunismus Tour“ am nächsten Tag erhielt ich einen Überblick und Informationen zu Budapest.
Free Walking Tour
Falls dir „Free Walking Tour“ kein Begriff ist, erkläre ich kurz das Prinzip: In vielen grösseren Städten auf der Welt werden sogenannte Free Walking Touren angeboten. Die Guides sind meist Einheimische, die ihr Wissen teilen und Interessierte durch die Stadt führen. Eine Tour dauert in der Regel zwischen 1.5 – 3.5 Stunden und ist „tip-based“. Das bedeutet, dass am Ende jeder Teilnehmer so viel bezahlen kann, wie ihm die Führung wert war und was sein Budget zu lässt. Für mich ist das eine tolle Möglichkeit, einen Überblick über eine Stadt zu erhalten und gleichzeitig von Einheimischen oder Ortskundigen Informationen zu den Menschen, der Stadt, der Geschichte oder lokalen Spezialitäten zu erhalten.
Hier findest du eine Erklärung in englisch.
Der Amerikaner, den ich im Zug nach Budapest getroffen habe, nutzt die Plattform „Couchsurfing“ regelmässig. An einem Abend fand in einer Bar ein Treffen für Couchsurfing Mitglieder statt. Ungefähr 30-40 Einheimische und Reisende tauschten sich aus und wir hatten einen lustigen Abend.
Am nächsten Tag trafen wir uns um 9 Uhr zu viert beim Thermalbad „Kiraly Medicinal Bath„. Der Amerikaner bekam den Tipp, dass der Eintritt von 9 bis 12 Uhr günstiger sei als für den restlichen Tag. Wir bezahlten 2’400 Forint, inkl. 1’100 Pfand, falls wir länger als bis 12 Uhr blieben. Natürlich haben wir das Bad pünktlich verlassen und so umgerechnet nur CHF 5.00 statt CHF 10.00 bezahlt. Budapest ist bekannt für die vielen Bäder. Diese Tradition stammt aus der Zeit als die Türken da waren. Der Bau des Kiraly Thermalbades startete im Jahr 1565. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude stark beschädigt und 1950 konnte die vollständige Renovation abgeschlossen werden. Die Anlage umfasste eine Sauna, ein Dampfbad, einen Jacuzzi und Wasserbecken mit verschiedenen Temperaturen. Die Atmosphäre war sehr angenehm und entspannt und wir hatten die 2,5 Stunden sehr genossen.
Den Nachmittag verbrachten wir auf der Margaret Island. Einer 2,5 Kilometer langen und 500 Meter breiten Insel in der Donau. Die Insel war ein grosser schöner Park. Es gab einige Restaurants und Bars und einen kleinen Zoo. Um 19 Uhr erwischten wir das letzte Boot auf der Donau und konnten die vielen wunderschönen, beleuchteten Gebäude, Festungen und Brücken bestaunen.
Den Tag beendeten wir in zwei Ruinen-Bars (Romokocsma). Die erste war „Szimpla Kert„, die bekannteste und älteste und die zweite war „Instant“, die grösste Bar. Sie umfasste acht Bars, vier Dancefloors und ein Restaurant. Täglich werden hier Konzerte und Parties veranstaltet.
Nach dem zweiten Weltkrieg und dem Kommunismus bestand das jüdische Viertel aus vielen Ruinen. Diese zu renovieren war zu teuer. Seit anfangs 2000 werden diese Ruinen als Pubs, Clubs, für Events, Ausstellungen u.v.m. genutzt. Am Samstagnachmittag fand im Szimpla Kert, was übrigens übersetzt „einfacher Garten“ heisst, der Farmer’s Market statt. Es wurden lokale Spezialitäten, frische Früchte und Gemüse verkauft. Direkt daneben befanden sich verschiedene Food Trucks und gemütliche Sitzmöglichkeiten.
Ausflug nach Pécs
Ursprünglich wollte ich etwas in Ungarn herumreisen. Geschafft habe ich es jedoch nur etwas südlich von Budapest, nach Pécs (ausgesprochen: Pesch). Die Altstadt war sehr schön und die Gebäude waren am Abend beleuchtet. Es gab viele Cafés und Restaurants und die Strassen luden zum flanieren ein.
Am nächsten Morgen war ich kurz übermotiviert und wollte zum TV-Tower joggen. Zum Glück realisierte ich rechtzeitig, dass die 5 km nur aufwärts führten und entschied mich für einen Morgenspaziergang. Dieser dauerte 2 gemütliche Stunden durch den Wald und der Strasse entlang. Auf dem Turm hatte ich eine 360°-Aussicht auf Pécs und die grüne Umgebung und im Restaurant gibt es Verpflegungsmöglichkeiten. Zurück in der Stadt setzte ich mich um 17 Uhr in den Bus nach Budapest, weil ich da spontan noch Freunde traf, die das Wochenende in Budapest verbrachten.
Für alle Weinliebhaber: In Ungarn soll es viele Weinregionen und sehr guten Wein geben. Ich hatte keinen Wein probiert, erinnere mich jedoch, an der Expovina in Zürich ungarischen Wein degustiert zu haben. Die Expovina ist eine Weinausstellung in Zürich und findet im Winter auf Schiffen und im Frühling in einer Halle statt. Bei Interesse findest du hier weitere Informationen.
Zwischenstopp in Wien und Bratislava
Ein netter Wiener, den ich letztes Jahr in Thailand kennengelernt hatte, fragte mich, ob Wien auch auf meinem Plan stehe. Eigentlich nicht, aber ich war ja flexibel und in der Nähe.
Die letzte Nacht in Budapest war nicht sehr erholsam. Ein paar Jungs unterhielten sich zu erst sehr laut und danach schnarchten sie. Ich beschloss deshalb, bereits einen Tag früher nach Wien zu fahren. Dort buchte ich ein Bett in einem ehemaligen Studentenheim. Die Nacht kostete 12 Euro und ich hatte ein Doppelzimmer für mich alleine. Die Zimmer sahen aus wie vor 20 Jahren und erinnerten mich an meine Gymi-Zeit. Alte Vorhänge, Spannteppich, zwei einfache Betten, zwei Pulte und ein Waschbecken. Dusche und WC befanden sich auf dem Gang.
Montag bis Mittwoch durfte ich bei meinem Freund und seiner Katze in einer Wiener Stadtwohnung wohnen. Er überliess mir sogar sein ganzes Schlafzimmer! Ich genoss die gemütlichen Abenden mit Bier, Musik und interessanten Gesprächen. An dieser Stelle nochmals vielen Dank für alles!
In Budapest habe ich einen Kolumbianer getroffen. Dieser war zur selben Zeit ebenfalls in Wien und wir nahmen zusammen an der Free Walking Tour teil. In der Simply Raw Bakery hatte ich mich mit einem Avocado Sandwich gestärkt, bevor die Tour startete.
Die Tour führte uns vorbei an sehr vielen schönen Gebäuden. Irgendwie konnte die Stadt uns aber nicht verzaubern. Ich denke, das lag hauptsächlich daran, dass viele Strassen nicht mehr „wienerisch“, sondern eher international aussahen. Ich mag es, wenn Gebäude, Läden und Menschen zu einer Stadt passen. Wenn aber die Mode im Schaufenster des H&M in einem schönen, edlen, älteren Gebäude ausgestellt ist, dann zerstört das, meiner Meinung nach, das ganze Bild. Zudem sehen die Schaufenster internationaler Ketten weltweit ähnlich aus und passen eher in moderne Einkaufsstrassen oder Einkaufszentren.
Nach der Tour regnete es und wir setzten uns in das vegane Restaurant „Veggiezz“. Die Bedienung und der Service waren eher schlecht. Das Quinotto (Quinoa-Risotto) mit Seitanstreifen und Pasta mit Austern-Pilz Tomatensauce schmeckten uns aber sehr.
Weil uns Wien nicht gefallen hat, planten wir einen Tagesausflug in die 1 Stunde entfernte slowakische Hauptstadt Bratislava. Die Stadt war viel authentischer und kleiner und die Menschen sehr freundlich. Vom Busbahnhof liefen wir hoch zum Schloss. Von da hatten wir eine gute Sicht auf die Brücke des Slowakischen Nationalaufstandes. Danach liefen wir durch die Altstadt und zu einer wunderschönen blauen orthodoxen Kirche. Es war die erste orthodoxe Kirche, die ich gesehen hatte.
Am Mittag haben wir in einem slowakischen Restaurant eine Linsensuppe und Reis mit Gemüse gegessen. Danach setzten wir uns in ein nettes Café, tranken Kaffee und assen Kuchen und machten uns später wieder auf den Weg zurück nach Wien.
Der nächste Tag war sonnig und warm. Da mein Bus erst um 17 Uhr nach Budapest und von da weiter nach Belgrad fuhr, erledigte ich einige Dinge im Restaurant des 25hours Hotel. Am Mittag kochten sie für mich eine vegane Variante des gefüllten Pilzes mit Belugalinsen und am Nachmittag genoss ich die Aussicht auf der Dachterrasse.
Um 17 Uhr sass ich im Bus. Nun fühlte es sich für mich an, als ob mein Abenteuer startete. Die vergangenen Tage waren noch ähnlich wie zu Hause und nicht sehr speziell oder anders. Mit Serbien und Bosnien erwarteten mich neue Länder und eine neue Region. Länder mit einer Kriegsvergangenheit, die nicht allzuweit zurück liegt.
Wie sind die Menschen? Was gibt es zu Essen? Sind die rassistisch? In Budapest hat mir einer davon abgeraten nach Subotica, im Norden Serbiens, zu reisen, da gäbe es Rechtsextreme, die ein Problem mit Ausländern hätten. Und zu guter Letzt waren da auch noch die Bedenken einiger Freunde und Verwandten: da wird gestohlen, die sind aggressiv und unfreundlich, können kein englisch, usw. Ich war also sehr gespannt was mich erwartete und wie lange ich in den beiden Ländern bleiben werde.