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Ein gefangenes Volk (Iran)

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Ein gefangenes Volk

Verschiedenes war mir aufgefallen, während meinen zwei Monaten im Iran. Wie die Menschen lebten, wo ich Einschränkungen und Kontrollen begegnete, was Vorteile eines Kopftuches waren und einige Tipps, habe ich nachfolgend zusammengefasst.

Offenheit und Gastfreundschaft

Was ich im Iran ganz fest gespürt hatte, war die extreme Gastfreundschaft! Noch nie zuvor hatte ich mich überall so willkommen und gut aufgehoben gefühlt.

Spätestens als ich das erste Mal in einem Bus sass, in dem niemand englisch sprach und trotzdem die eine oder andere Person lächelnd etwas sagte und mir Chai (Schwarztee), Nüsse, Früchte oder anderes Essen brachte, wusste ich: Hier war ich gut aufgehoben! Es wurde geteilt und verschenkt mit einem Lächeln. Mehr als ein „mersi mamnun“ (danke) konnte ich meistens nicht zurückgeben.

Die Iraner waren die herzlichsten und gastfreundlichsten Menschen, die ich je in meinem Leben und auf meinen Reisen getroffen hatte. Es ist unmöglich die Menschen zu beschreiben. Ich hoffe, du darfst sie eines Tages selber erleben.

Ein anderes Beispiel war, als der Vater eines Freundes nicht sehr erfreut war, als er hörte, dass er mit einer Ausländerin enger befreundet und unterwegs war. Nicht wegen mir als Person, sondern, weil sein Sohn nun die Verantwortung für mich hatte. Ich sah das zwar nicht so, aber für sie war das klar, weil ich sein Gast war. Das waren ihre Wertvorstellungen und ihr Verantwortungsbewusstsein. Auf der einen Seite sehr schön, auf der anderen Seite kann das sicher auch einengend sein.

Die Menschen waren sehr fürsorglich, woran ich mich zu erst gewöhnen musste. Einmal wurde ich, zwischen 22 und 23 Uhr, nach Hause gefahren von ein paar Jungs. Für mich sahen die Strassen alle gleich aus und ich meinte, dass sie mich an einer Stelle rauslassen konnten und ich mit Googlemaps die richtige Strasse finden würde. „Nein, du bleibst im Auto und stellst sicher, dass du hier wohnst“, war dann die Antwort. Für mich war das etwas zu vorsichtig, denn da passierte bestimmt nichts. Aber sie waren es gewohnt, dass Mädels nach Hause gebracht wurden. Es wurde auch immer gewartet, bis ich in der Tür verschwand. Am Ende fand ich das richtig schön und lernte es zu schätzen.

Schluss mit Gemütlichkeit

Grundsätzlich erlebte ich die Iraner immer als sehr gemütliche und entspannte Menschen. Eine Ausnahme war das Essen. Ich esse normalerweise eher schnell, aber Iraner liessen mich glauben, dass ich langsam ass. Sobald das Essen auf dem Tisch stand oder der Erste sich etwas zu essen geholt hatte, wurde gegessen. Warten, bis alle ihr Menü hatten, gab es meistens nicht. Nach dem Essen, noch mit dem letzten Bissen im Mund, wurde aufgestanden, bezahlt und das Restaurant verlassen. Gemütlich sitzen und sich bei einem Kaffee unterhalten, kannten sie meistens nicht.

Tarof

Tarof war ein Höflichkeitsding und verwirrte alle. Trotzdem war es beliebt unter Iranern und ich wollte nicht wissen, wie viel Mal ich unhöflich war, weil ich es einfach nicht gecheckt hatte. Tarof funktionierte so, dass zum Beispiel ich jemandem etwas anbot, das aber nicht wirklich anbieten wollte. Die andere Person musste drei Mal ablehnen. Würde ich das Angebot ein viertes Mal wiederholen, weil ich es wirklich anbieten wollte, durfte es angenommen werden.

Wenn mir jemand etwas zu Essen angeboten hatte, zum Beispiel im Bus, dann habe ich das manchmal abgelehnt, manchmal aber auch angenommen. Vielleicht war es Tarof, vielleicht aber auch nicht. Auch in den Gesprächen unter den Iranern hörte ich oft raus „ich tarofe nicht“ und dann lachten sie.

Ein anderes Beispiel war, als ich mit meinem Freund im Restaurant war. Ein eher teures und westliches Restaurant, die Bedienung sprach Englisch. Ich fragte nach der Rechnung und er meinte „be our guest“. Zu erst hatte ich ihn nicht wirklich verstanden. Ich fragte nach und er meinte nochmal „please be our guest“. Eigentlich hätte ich mich bedanken und weglaufen sollen. Wie kommt der bloss auf die Idee, einen Touristen zu tarofen?! Ich lachte dann und fragte ihn, ob er jetzt tarofe. Wir lachten beide und er war erstaunt, dass ich Tarof kannte.

Leben zwischen Tradition und Moderne

Noch heute sei es so, dass Mädchen ab dem 9. Lebensjahr verheiratet werden könnten. Es komme nicht mehr wirklich vor, aber die Religion sehe das so vor. Gemäss der islamischen Konstitution sei ein legales Alter für eine Heirat 15 Jahre und es bedarf der Zustimmung des Vaters.

Für viele Junge war es speziell schwierig. Sie wollten frei sein, ihr Leben geniessen, ihre Zukunft gestalten und sich verlieben. Oft waren die Eltern jedoch sehr traditionell eingestellt oder wollten „nicht auffallen“. Vor allem die Mädels wurden hier sehr stark zurückgehalten. Nachts nicht wegbleiben, Regeln einhalten, damit die Nachbarn nicht komisch schauten, Mädchen mussten Jungfrauen bleiben bis zur Hochzeit usw.

Eines Tages wurde ein Freund wütend. Er schimpfte über die Regierung und sein Land. Als ich fragte was los war, klärte er mich auf. Einer seiner Freunde hatte seit Jahren eine Freundin. Sie wollten heiraten. Er hatte dann erfahren, dass die Eltern seines Freundes ihm ein anderes Mädchen ausgesucht hatten. Eine Jungfrau. Denn seine Freundin, die er liebte, war natürlich keine Jungfrau mehr, weil sie mit ihm Sex hatte. Das andere Mädchen mochte er nicht und sie gefiel ihm auch nicht. Trotzdem musste er sie heiraten. Sie wäre besser, weil sie noch jungfrau war.

Körperkontakt

Körperkontakt in der Öffentlichkeit wurde vermieden. Zur Begrüssung wurde die Hand gereicht und nur ein paar Junge gaben sich eine kurze Umarmung. Auch Paare sah ich selten händchenhaltend durch die Strassen zu laufen, sich umarmen oder küssen. Ich glaube ich hatte nur zwei mal ein Paar sich küssen gesehen. In Teheran war mir aufgefallen, dass die Menschen etwas lockerer waren, auch ältere Paare liefen händchenhaltend durch die Strasse.

In einem Hostel hatte ich einmal, ausversehen, ein iranisches Paar in der Küche überrascht. Sie küssten sich und ich wollte mich unauffällig an ihnen vorbeischleichen. Natürlich hatten sie mich bemerkt und es war ihnen total peinlich. Ich hatte sie angelächelt und gesagt, sie sollten weitermachen :-).

Homosexualität

Schwule und Lesben durften sich in der Öffentlichkeit nicht zeigen. Was anscheinend unterstützt werde von der Regierung, sei eine Operation zu einem Transvestiten.

Internet und WiFi

Das WiFi im Iran war das schlechteste, das ich je hatte (abgesehen von Uyuni in Bolivien, wo es vor ein paar Jahren kein WiFi gab). Zwar fand ich manchmal Restaurants und Cafés mit WiFi, die Verbindung war aber oft sehr schwach. Am besten war es, eine iranische SIM-Karte zu haben, um so das wichtigste auf dem iPhone erledigen zu können.

Als ich einem Freund von verschiedenen online Kongressen und Youtube Videos erzählte, meinte er, dass das oft nicht funktioniere, weil sie kein Highspeed Internet hätten im Iran. Ihr Netz sei zu langsam. Dies, weil die Regierung das schnellere Netz nicht mehr zu 100% kontrollieren könnte.

Klima und Luftverschmutzung

Weil der Iran so gross ist, konnte ich alles finden. Schnee und kalte Minustemperaturen, Sonne und über 30 Grad, Berge, Meer, grüne Natur und Wüste. Ich war total fasziniert, innerhalb weniger Stunden in einem anderen Klima zu leben. Als ich Ende Oktober in Teheran war, schwitzte ich und wünschte mir, dass es kälter war. Anfangs Dezember freute ich mich auf die warmen Temperaturen in Thailand, da es in Teheran nur noch wenige Grade über Null war.

Sehr schlimm, vor allem in den grösseren Städten, war die Luftverschmutzung. In Kombination mit warmem Wetter und kein Regen, war das teilweise wirklich kaum zu ertragen. Meine Freunde teilten mir mit, dass Ende Dezember oder Anfangs Januar in einigen Städten die Schulen geschlossen wurden, weil die Luftverschmutzung so stark war. Hier machte es Sinn, einen Mundschutz zu tragen und einen langen Aufenthalt auf der Strasse zu vermeiden.

Viele Regionen hatten zusätzlich ein Wasserproblem. Zu wenig Wasser in den Haushalten und trockene Flüsse waren das Ergebnis.

Wirtschaft und Inflation

Die Iraner leiden sehr stark unter der Inflation. Die Regierung gab Ende 2017 bekannt, dass die Preise für Lebensmittel steigen werden. Die schlechte Finanzsituation war ein Grund, warum die Iraner vor ein paar Monaten protestierten.

Als ich am 22. Oktober 2017 Geld wechselte, war der Kurs 1 Euro = 47’000 Rial (4700 Toman). Zwei Monate später, am 12. Dezember 2017 erhielt ich bereits 50’500 Rial (5050 Toman) für 1 Euro. Meine Freunde teilten mir mit, dass man anfangs Februar 2018 für 1 Euro 60’000 Rial (6000 Toman) erhielt.

Im Jahr 1978, vor der Revolution, war der Kurs bei 1 EUR = 85 Rial. Meine Recherchen haben ergeben, dass der Kurs bis 1992 mehr oder weniger stabil war. 1993 kostete 1 Euro plötzlich 1560 Rial. Der Iran war im Jahr 1993 fast Pleite, was eine brutale Abwertung der Währung zur Folge hatte.

Bill Clinton verhängte 1995 Sanktionen, damit US-Firmen keine Ölgeschäfte mehr abschliessen konnten mit dem Iran. 1996 kostete 1 Euro bereits 2127 Rial.

Das folgende Diagramm zeigt die Entwicklung EUR – IRR (Rial) der letzten 10 Jahre.

EUR-IRR_10years

Quelle: http://www.xe.com/de/currencycharts/?from=EUR&to=IRR

Gemäss Focus waren erneute Sanktionen und der Ausschluss vom internationalen Zahlungsverkehr (bis heute bestehend), die Auslöser für die starke Inflation im Jahr 2013.

Die schwache Währung hat für die Iraner zur Folge, dass ihr Geld im Ausland fast keinen Wert hat und sie es sich noch weniger leisten können ins Ausland zu gehen.

Einschränkungen

Der Iran ist vom internationalen Zahlungsverkehr ausgeschlossen. Internationale Kredit- oder Maestrokarten konnten nicht verwendet werden. Ich musste genügend Bargeld in Euro oder Dollar dabei haben und in den Wechselstuben tauschen.

Verschiedene Langzeitreisende hatten sich vor der Einreise nicht genügend mit dem Iran beschäftigt. Die meisten hatten Zeit und es gefiel ihnen im Iran und sie wollten ihre Visa verlängern. Oft hatten sie aber viel zu wenig Bargeld dabei. Da keine Bankkarte funktionierte und internationale Transfers nicht möglich waren, stellte dies für viele eine grosse Herausforderung dar. In Teheran meinte jemand, dass die Deutsche Bank daran arbeite, dass Touristen Geld bei ihnen beziehen könnten. Ansonsten boten einige Iraner an, gegen eine Kommission, Geld zu wechseln.

Iraner hatten keine Möglichkeit ein Paypal-Konto zu haben und auch Geldtransfer ins Ausland war nicht möglich. Flüge konnten nur über lokale Agenturen gebucht werden.

Ich konnte ebenfalls nichts online bestellen. Jedes Bus- oder Zugticket mussten Freunde für mich buchen, da meine Kreditkarten wertlos waren. Um mein Mobile-Guthaben aufzuladen, musste ich jemanden fragen oder am Kiosk einen entsprechenden Code holen.

Was mich erstaunte war, dass die Schweizer SIM-Karte funktionierte. Meine letzte Information war, dass keine ausländische SIM-Karte im Iran funktionierte. Mit den Schweizer Roaming-Gebühren war es aber auf jeden Fall empfehlenswert, eine iranische SIM zu kaufen.

Proteste

Grundsätzlich sind, meines Wissens, Proteste und Demonstrationen im Iran verboten. Ich hatte gehört, dass Demonstranten festgenommen werden können und in einem Container in die Wüste gestellt werden, bis sie tot sind.

Ende 2017 hatte die Regierung beschlossen, Preise für verschiedene Lebensmittel zu erhöhen. Dies und die Tatsache, dass der Iran mit anderen Problemen wie Wasserknappheit oder Luftverschmutzung zu kämpfen hat, hatte zu diversen Protesten im ganzen Land geführt. Hinzu kamen auch noch Themen wie Frauenrechte und die Kopftuchpflicht.

Leider stehen die Chancen aber sehr schlecht, dass die Regierung das Volk hört und etwas ändert. Es wurde sogar davon gesprochen, dass die Demonstranten nicht länger als Demonstranten, sondern als Angreifer bezeichnet wurden. Aber wer weiss, die Hoffnung stirbt bekanntlich zu letzt.

Koran und Gesetze

Sämtliche Gesetze im Iran basierten auf dem Koran. Denn die Religion stand, nicht wie bei uns, über der Regierung, dem Land und dem Volk. Dies hatte zur Folge, dass sämtliche Entwicklungen wie beispielsweise die Digitalisierung oder der Umgang mit soziale Medien mit dem Koran abgestimmt werden mussten.

Polizei und Islamic Revolutionary Regard Corps (IRGC)

Die Polizei im Iran war so aufgebaut, dass die normale Polizei dem Präsidenten, Hassan Rohani, unterstellt war und die Islamic Revolutionary Gard Corps (IRGC) dem obersten Führer, Ali Chamenei.

Der Führer der IRCG hiess Mohammad Ali Dschafari. Er war bei der Revolution 1979 sehr aktiv und arbeitete sich langsam hoch. Im Irakkrieg meldete er sich als Freiwilliger für die Milizarmee „Basidsch-e“. Diese ist allgemein bekannt als „herangezüchtete Hunde der Regierung“. Diese Freiwilligen sehen sich oft als „Ordnungshüter“ und kämpfen freiwillig gegen den Rest der Bevölkerung, sollten sich diese nicht regelkonform verhalten. So auch während den Demonstrationen im Januar 2018.

Ein Freund meinte, Mohammad Ali Dschafari gilt als einer der gefährlichsten Menschen. Er habe dafür gesorgt, das die IS keinen Fuss in den Iran setzen konnte. Die IRCG bestehe nicht nur aus Iranern sondern primär aus Islamisten. Diese Polizei wurde sehr gefürchtet von den Iranern. Ein Mann, den wir getroffen hatten, erzählte uns, dass während einer Feier in Persepolis ebenfalls die IRCG die Region bewachte und es für Iraner gefährlich war, während dieser Zeit nach Persepolis zu fahren.

Ein anderer Freund erzählte mir, dass er einmal für eine NGO arbeitete und die IRCG ihm unterstellten, dass er gegen das Regime arbeite, was nicht so war. Sie hatten ihn 48 Stunden eingesperrt und mit einem Elektroschock an verschiedenen, empfindlichen Körperstellen, gefoltert. Danach liessen sie ihn zum Glück wieder gehen.

Lockerere Gesetze

Frauen durften in der Öffentlichkeit nicht rauchen. Viele Gesetze wurden jedoch vor zwei Jahren noch viel strenger geahndet, auch was das Tragen des Kopftuches anbelangte. An Schulen und Universitäten galt eine Uniformpflicht. Es durften nur Kopftücher getragen werden, bei denen nur noch das Gesicht zusehen war. Ich erkannte meine Freundinnen teilweise nicht mit dieser Kopfbedeckung. Seit über einem Jahr gäbe es eine Debatte und es werde diskutiert, dass die Kopftuchpflicht abgeschafft werden sollte. Bislang jedoch noch erfolglos. Auch die Kleidervorschriften werden heute teilweise lockerer gehandhabt. Trotzdem sind die Gesetze noch da.

Von der Polizei geschnappt

Eine Freundin erzählte mir, dass sie zwei Mal von der Polizei geschnappt wurde. Sie hatten ihre gebleichten Haare bemängelt, das sei wie Make-up und verboten. Einmal war das Kopftuch kein Gutes und ihre Eltern mussten ihr einen geeigneteren Schal vorbeibringen. Heute ist sie trotzdem sehr cool drauf und bewegt sich oft in einer „Grau-Zone“.

Kontrolle

Vieles wurde von der iranischen Regierung kontrolliert. Apps wie Facebook, Whatsapp, Telegram, Instagram, Spotify, Youtube, Couchsurfing oder verschiedene Internetseiten wurden (teilweise) von der Regierung gefiltert und waren nur über den VPN, eine Verschlüsselung, erreichbar. Während den Protesten vor ein paar Monaten, stellte die Regierung zeitweise sogar das Internet ab, damit der soziale Kontakt nicht mehr möglich war.

VPN

Jeder im Iran surft über einen VPN. Da ich ohne einen VPN auf viele Apps und Internetseiten nicht hätte zugreifen können, installierte ich sowohl auf dem iPhone, als auch auf dem MacBook den ZenMate VPN. Die Installation erfolgte sehr schnell und die Anwendung ist einfach und zuverlässig. Mit anderen VPN-Apps hatte ich oft das Problem, dass sie irgendwann nicht mehr richtig und zuverlässig funktionierten.

Ist mein VPN aktiv, surfe ich über einen Schweizer Server. So können allfällige Sperren umgangen werden und meine Verbindung ist zudem geschützt. Dies ist mir vor allem dann wichtig, wenn ich irgendwo persönliche Daten wie eBanking oder Kreditkarten eingebe.

Pass, Ausreise und Visum für Iraner

Für jede Ausreise aus dem Land, muss eine Gebühr bezahlt werden. Die Regierung hatte Ende 2017 informiert, dass sie diese Gebühren erhöhen wollen. Frauen haben einen Pass. Männer bekommen ihn erst, nach absolviertem zweijährigen Militärdienst.

Männer, die keinen Militärdienst absolvierten, haben die Möglichkeit, einen befristeten Pass zu kaufen. Dies setzt jedoch voraus, dass sie ein paar Tausend Dollar aufbringen können. Reisen sie innerhalb der gesetzten Frist wieder ein, erhalten sie den, für den Pass bezahlten, Betrag wieder zurück. Die meisten Iraner haben aber nicht die Möglichkeit, ein paar Tausend Dollar für einen Pass und die Ausreise aufzubringen.

Es gibt nur sehr wenige Länder, die Iraner ohne Visum einreisen lassen. Viele Länder erteilen Iranern nur ein Visum, wenn sie zum Beispiel ein Vermögen von 25’000 Dollar und den Besitz eines Hauses oder einer Wohnung vorweisen können. Sie wollen sicherstellen, dass derjenige nicht im Land bleibt und wieder zurück in den Iran reist.

Da der Rial immer schwächer wird, wird es für die Iraner auch immer schwieriger, sich eine Reise zu finanzieren.

Vorteile eines Kopftuches (Hijab)

Wer hätte es gedacht: Am Anfang war es komisch ein Kopftuch zu tragen und am Ende reichte es dann auch nach 53 Tagen. Trotzdem war das Tragen des Hijabs nicht immer nur schlecht. Die folgende Liste zeigt einige Vorteile auf:

  • Sonnenschutz
  • Mundschutz gegen die schlechte Luft (Smog)
  • Schattengeber, wenn die Sonne auf Karten, Fenstern etc. zu fest reflektiert
  • Klimaschutz im Bus
  • Händetrockner nach dem Händewaschen
  • Pfannenhalter (der Griff an der Pfannen war meist genau so heiss wie die Pfanne)
  • Windschutz im Auto bei offenem Fenster (die Frisur hält)
  • Fliegenschutz wenn man von 100 Fliegen angegriffen wurde
  • Kappe und Schal in einem wenns kalt wurde
  • Nasenschutz wenn es auf einer Toilette gestunken hatte

Strassenverkehr

Eine Freundin schickte mir eine weltweite Reise-Risikokarte. Iran wurde als gefährlich eingestuft, weil der Strassenverkehr sehr gefährlich sei. Ich hatte mich dann gefragt, wer diese Grafik erstellte und wo die Person lebte. Klar, der Verkehr war auch für mich die ersten Tage in Teheran sehr chaotisch.

Eines abends, auf einer Brücke, analysierten wir die Fahrweise der Iraner und stellten fest, dass das auf den ersten Blick für uns gefährlich und verwirrend war, die Iraner es aber einfach nicht mögen in einer geraden Spur zu fahren. Jeder wechselt die Spur, aber sehr achtsam und nicht egoistisch. Deshalb war es auch nicht gefährlich, die Strasse mit fliessendem Verkehr zu überqueren. Wichtig war nur, immer dieselbe Laufgeschwindigkeit zu halten, so konnte jeder Verkehrsteilnehmer einschätzen, wo der Fussgänger gerade lief.

Wenn jemand Platz brauchte wurde gehupt, um die anderen zu warnen/informieren. Jeder fuhr mit einer Ruhe, die ich zuvor noch selten erlebt hatte.

Einkaufen

Lebensmittel gab es in kleinen Supermärkten und auf dem Bazar. Ausserhalb der grösseren Städte gab es jeweils grosse Einkaufszentren, die unseren westlichen sehr ähnlich waren. Auch in den Städten gab es sogenannte Malls, aber ich fand da nie etwas. Die meisten Läden verkauften ungefähr dasselbe. Meine Freundin machte mich einmal darauf aufmerksam, dass Iraner nicht gerne auffallen. Deshalb sei auch die Kleidung mehrheitlich ähnlich. Und das stimmte, für mich war das alles irgendwie zu eintönig und langweilig.

Bei uns ist Zero Waste im Kommen. Zum Glück. Im Iran war das jedoch gang und gäbe. Zum Beispiel Nüsse, Reis, Gewürze usw. konnten auf der Strasse oder auf dem Bazar gekauft werden. Leider begann jedoch auch hier eine „Verwestlichung“ und teilweise Plastikverschwendung. Wie in den meisten Ländern wurden sinnlos Plastiksäcke verwendet um die Einkäufe zu transportieren. Ich hatte natürlich immer meine Stofftaschen dabei und irritierte die Leute, wenn ich keinen Plastiksack nehmen wollte.

Werbung

Es gab keine Werbung wie wir sie kennen. Es hingen nicht überall Plakate und Werbetricks. Sehr angenehm fand ich, dass es nicht überall sexistische Werbung mit halbnackten Frauen und Männern mit sogenannten Ideal-Figuren zusehen waren.

Übernachtungenhttps

In Teheran fand ich das Hi Hostel Teheran über Hostelworld. Andere Möglichkeiten waren Couchsurfingwww.homestay.com oder der Lonely Planet Reiseführer. Es gab anscheinend Unterkünfte, die mit der Regierung zusammenarbeiteten. Da müsse auf jeden Fall das Kopftuch getragen und Gesetzesverstösse vermieden werden.

Bücher, Filme und Comedy

Ich kann dir das Buch „Couchsurfing im Iran“ und den Youtube-Video „Best of traveling Iran, Inside Iran (Trailer)“ empfehlen.

Folgende Filme und Standup Comedians wurden mir zusätzlich empfohlen:

  • Teheran Tabu (Film)
  • Argo (Film)
  • Mac Amin (Comedian)
  • Maz Joubrani (Comedian)

 

Hinweis: Sämtliche Informationen basieren auf meinen Erfahrungen, den Aussagen verschiedener Menschen und Guides.

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